Das Drama mit der Palisade in 9 Episoden – Teil 2

Schnee im Garten

>> Fortsetzung >>

5. Episode: Im Winter brauche ich keine Terrasse

Das Thema war dann für das Jahr 2010 erst einmal gegessen. Also nicht, dass ich mich nicht immer mal wieder zwischendurch geärgert hätte. Aber nun war Winter, der Boden gefroren und ich hielt mich wetterbedingt nicht sehr häufig auf der Terrasse auf. Mit beginnendem Schneefall ward auch der Gartenbauer nicht mehr gesehen, auch nicht gehört, weder am Telefon noch sonst irgendwie. Zwischendurch wurde immer noch mal beim Nachbarn nachgehört. Nix, nada, der Cheffe war wohl die längste Zeit Cheffe, nirgends mehr zu finden und vermutlich in den Abgründen der Insolvenz abgetaucht.

Aber Nachbar wollte sich unbedingt weiter kümmern. Okay, ist nett von ihm. Da er die größere Baustelle hat, müsste es ihm ja am Herzen liegen, alles möglichst schnell über die Bühne zu bringen.

Mahnmal

 

Komisch, ich habe den ganzen Winter über die Rollliege nicht reingeholt. Ich fand, es hatte was von einem Mahnmal, wie sie durch eine immer höher werdende Schneedecke begraben wurde. Pah, jetzt mit dem Schnee drauf, lohnt sich das Runterschleppen in den Keller eh nicht mehr, außerdem wird dann auch alles eingesaut.

 

 

6. Episode: Schnee weg und nu?

Nach dem grässlich langem Schneewinter war es zwar immer noch eisekalt, aber ich wurde unruhig. Nachbar hat sich bisher nicht zu Wort gemeldet, wie es künftig weitergehen soll. Er war die letzten Tage oft nicht zu Hause oder erst spätabends, dann will man ja auch niemanden mehr behelligen.

Aber dann … sein Auto steht zur normalen Tageszeit vor dem Haus. Also bei der besseren Hälfte gedrängelt „Nu frag doch mal nach, ob er etwas in die Wege geleitet hat.“ Ich mein, nicht dass ich das nicht selber könnte, aber unsere Nebenbewohner stammen aus Ost-Anatolien, da spricht man vielleicht doch lieber von Mann zu Mann.

Kurz vorm PlatzenEs war gut, dass nicht ich mit ihm gesprochen habe, denn dann wäre das nachbarschaftliche Verhältnis wohl derzeit etwas gestört und wir müssten künftig auf deren übrig gebliebenen leckeren Grillerzeugnisse verzichten. Er hatte sich natürlich NICHT um ein anderes Unternehmen gekümmert.

Und wir hatten bereits Mitte März! Hach … seine Frau wäre ja auch schon ganz sauer. Naja, aber anscheinend nicht sauer genug. Also ich bin fast geplatzt, Gut, dass Jeans und T-Shirt alles zusammengehalten haben!

7. Episode: Geduld ist eine Zier aber besser lebt es sich ohne ihr, oder so ähnlich

Nun hatte ich die Faxen dicke und mir war es wurscht, ob Nachbar noch weiterhin um Cents feilschen wollte. ICH wollte meine Wand haben. Zufällig hatten wir dann auch prompt ein Gartenbau-Unternehmen im Hinterkopf, dass in der näheren Umgebung seinen Sitz hat und einen seriösen Eindruck macht. Gut, letztendlich schaut man zwar nur vor den Kopf, aber wir wollten nun auf eigene Faust ein Unternehmen engagieren. Nachbar hatte ja genügend Zeit sich zu kümmern. Ich will JETZT die Terrasse schön haben und nicht erst im Herbst.

Also Gartenbauer kontaktiert. Chef kam auch recht zügig, wir klärten das Notwendige und baten um Angebotsabgabe. Zwischenzeitlich begaben wir uns in den Baumarkt, mit dem er zusammenarbeitet, was die Belieferung der Holzwände betrifft. Er hatte uns noch Tipps mit auf den Weg gegeben, worauf wir zu achten hätten (nicht geklammert usw.) und so entschied ich mich für das Modell „Norderney“ aus Douglasie. Dann hieß es wieder warten – weitere 2 Wochen vergingen und nix passierte.

im Garten mit FamilieIch war schon wieder etwas angesäuert und habe mir den Gartenbau-Unternehmer vorgestellt, wie er an Ostern mit Familie auf seiner schönen Terrasse sitzt – so richtig mit buntem Ostergesteck, Blumentischdecke, Kaffee & Kuchen und seine Kinder hüpfen fröhlich im Garten herum. Nach telefonischer Erinnerung kam dann endlich das Angebot.

Wieder 3 Wochen – und zwar während des schönsten Frühlings, den wir seit Jahren hatten – vergeudet!

Da ich es zwischenzeitlich nicht aushielt, platzierte ich mich dann doch hin und wieder mit Sonnenbrille, Lesematerial und Kopfhörer bewaffnet und Rücken zur Straße auf meine Rollliege, die den Winter tapfer überstanden hatte, frei nach dem Motto “Augen zu und durch”.

„Guten Tag Frau Nachbarin. Na, wieder fleißig beim Wäschenaufhängen?“ Ich mein, ich habe ja nix gegen gutnachbarschaftliche Beziehungen, aber wenn man jederzeit Gefahr läuft, sich zu begegnen, z. B. morgens kurz nach dem Aufstehen noch etwas verschlafen um die Augen und zerwuselten Haaren bei der Morgenzigarette, dann fehlt einem schon ein wenig die Privatsphäre.

8. Episode: Endlich ein Ende absehbar

Das Angebot (ursprünglich abgegeben mit Bankirai) noch auf vorgenannte Baureihe korrigiert und dann hieß es … genau: wieder abwarten, mit zerwuselten Haaren bei Morgenkaffee und -zigarette ohne Privatsphäre auf der Terrasse.

Mann schaut aus FensterAch ja, ich vergaß – da gibt es ja noch den Nachbarn Michael aus dem gegenüberliegenden Reihenhaus. Michael ist mit einer Frau liiert, die uns gleich zu Beginn unseres Einzuges hat wissen lassen, wie ihr Mann heißt. Sie ist mit einem lautstarken und schrillen Organ gesegnet und wenn Michael mal wieder nicht so pariert, wie sie es gerne hätte, dann wird die gesamte Nachbarschaft über die Themen der Ehezwistigkeiten informiert.

Schön, für den der keine hat, der kann sich in diesen Momenten sofort vor Augen führen, wie gut es ihm geht. Michael hängt mit Vorliebe aus dem Dachfenster im 2. Obergeschoss und inspiziert sein Umfeld nach allen Seiten, weil sein eigenes Leben wohl vermutlich etwas trostlos zu sein scheint. Ich werde es wohl nie verstehen, was daran so toll ist, aus dem Fenster zu glotzen, um zu schauen, was die Leute auf der Straße (nicht) tun. Ich sehnte also nun wirklich langsam den Tag der Fertigstellung herbei, um endlich aus Michaels Blickwinkel zu verschwinden.

9. Episode: Ein Ende – sogar ohne Schrecken

Und dann war da dieser Moment. Ich kam von der Arbeit … mein Blick fällt quer durch unseren winzigen Reihenhaus-Flur direkt durch das Wohnzimmer Richtung Garten … ja was seh ich da? Hej, die Pfeiler sind einbetoniert, die zusätzlichen Terrassenplatten auch bereits verlegt. Strike! Durchatmen! Freuen!

Moooment, jetzt nur nicht übermütig werden. Es stehen ja erst mal nur die Pfosten. Freie Sicht herrscht immer noch und mittlerweile ist frau ja geläutert. Ich kann es wirklich nicht länger und künstlich in die Länge ziehen, aber am nächsten Tag wieder der prüfende Blick quer durchs Haus und ja wirklich, die Wände stehen da! PalisadeWow, das ging aber jetzt fix. Mir fehlte ja fast ein wenig die Ärgerei.

Ich konnte es wirklich kaum glauben, habe hier und dort gerüttelt und in die letzte Ritze geschaut. Nein es ist kein Traum auch keine Fata Morgana, es ist meine Wand! Gut, eine fehlte noch für ca. 1 Woche, die musste wegen Beschädigungen zurückgeschickt werden. Aber mir hätte ja fast etwas gefehlt, wenn ALLES reibungslos gelaufen wäre. Aber nun steht auch die letzte endlich.

 

 

Strandkorb

Anfangs fühlte ich mich sogar fast ein wenig eingesperrt, aber der Vorteil lag dann doch klar auf der Hand. Keine neugierigen oder auch unbewussten Blicke mehr – ich hatte meine Privatsphäre zurück. Nun haben wir uns noch einen Strandkorb gegönnt – ich finde, den haben wir uns einfach verdient – und einen neuen Sonnenschirm (in meiner Lieblingsfarbe orange) gekauft. Blümchen wurden auch mittlerweile besorgt: Sommer Du darfst jetzt kommen!

Ach übrigens, unser Nachbar möchte noch mindestens zwei weitere Angebote einholen. Ich denke, das wird sich bei ihm noch mindestens bis Herbst hinziehen … *gemütlich mit einer Tasse Kaffee und Zigarette in den Strandkorb fläz*

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4 Antworten

  1. Pauli sagt:

    Hey Sylvi,
    herzlichen Glückwunsch zur überstandenen Palisaden-Odyssee 🙂
    Tja, was soll ich sonst noch sagen… toller Bericht, super schöne Palisade, total einladender Strandkorb… achja… und schöne Farbe hat der Sonnenschirm 😉
    So wie es aussieht, hat sich das Warten gelohnt. Der vorherige Cheffe hätte das bestimmt nicht so schön hinbekommen!
    Sonnige Grüße und noch viel Spaß auf der Terrasse,
    Pauli

    • Sylvi sagt:

      Hallo Pauli,

      danke schön, mir gefällt es auch richtig gut jetzt 😀

      Weißt Du, ich habe mir bereits ein Motto für derartige „Niederlagen“ zugelegt, das mich wirkich immer wieder aufbaut und nicht depressiv werden lässt:

      Wer weiß, wofür es gut ist!“

      Und vielleicht hätte die Wand – wie von Dir bereits angedeutet – von Ex-Cheffe wirklich nur von 12 bis Mittag gehalten … 😉

      Lieben Gruß
      Sylvi

  2. Blücher sagt:

    so, da bin ich wieder…
    Aplaus,aplaus…aplaus ! Welch ein Bericht ! Mir tut der Bauch immer noch vom Lachen weh… Jetzt hast du es ja endlich überstanden ! Herzlichen Glückwunsch. Viel Spaß auf deiner Terrasse und in deinem tollen Strandkorb.

    LG
    Blücher