Ausflug zur Zeche Zollverein und Führung „Über Kohle und Kumpel“

Zeche ZollvereinAm letzten Freitag fand der einjährige Betriebsausflug statt. Dieses Mal ging es nach Essen zur Zeche Zollverein und ich möchte von meinen Eindrücken hier berichten.

Wie es zu einem Herbsttag in Deutschland gehört, kamen wir mittags erst einmal im Regen in Essen an. Die Fahrt ging vom Iserlohner Bahnhof aus per Zug zum Hauptbahnhof in Essen. Dort stieg unsere Gruppe von 17 Leuten in die Straßenbahn, die uns dann zur nahegelegenen Station an der Zeche beförderte. Und wie bereits erwähnt, es regnete anfangs, war windig und recht ungemütlich.

Motivsuche bei Regen

Wir haben uns erst einmal ins Innere des Zollvereins geflüchtet. Der Weg führte über eine fast endlos wirkende Rolltreppe im Stile eines Förderbandes nach oben. Ganz Durchtrainierte können aber auch die Treppe hochlaufen. Ich habe kurzzeitig überlegt, war aber im Nachhinein froh, mich für die Rolltreppe entschieden zu haben. Ich wusste ja nicht, was laufwegemäßig noch auf mich zukommt.

Seitenbereich des Foyers

Wir kamen in einem riesigen Foyer an, wo schon Bergbaurelikte ausgestellt sind und eine Gastronomie angrenzt. Bis zur 2-stündigen Führung hatten wir noch ein wenig Zeit. Und daher schaute ich mich erst einmal um. Ich hatte mich für die Sony Alpha 6000 mit dem 18-105er, f 4, als einziges Fotoequipment entschieden und war noch nicht ganz sicher, ob es eine gute Entscheidung war. Schließlich war zu vermuten, dass das Innere von Bergbaugängen nicht gerade reich an Licht gesegnet ist.

Schau’n wir mal.

Vor der Führung versuchte ich also den Außenbereich mit den Fördertürmen durch die verregneten Fensterscheiben abzulichten.

Geduldige Besucher

Blick durch's verregnete Fenster

 

Ich wartete ab, bis der Rolltreppenbereich menschenleer war, um niemanden zu stören und versuchte unter sämtlichen Verrenkungen und Fokussiermethoden ein paar Impressionen der Fördertürme einzufangen. Letztendlich habe ich mich für das manuelle Fokussieren entschieden. Das dauert dann eben schon einmal ein bissken.

 

 

Zeche mit Fensterspiegelung

 

Als ich mich zufrieden umdrehte, standen geduldig wartend und grinsend fünf Besucher hinter mir. War mir ja schon etwas peinlich und ich habe mich etwas verlegen bedankt. Das fand ich ja mal richtig nett.

Zu Beginn des Betriebsausfluges war ich mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt Lust habe zu fotografieren. Daher hatte ich die Kamera nur vorsichtshalber eingepackt. Aber nun war ich in Fotografierlaune. 😉

 

Die Führung

Wir wurden von einer netten Dame begrüßt und erst einmal in die Historie des Zollvereins eingeführt. Anhand eines Glasmodells erklärte sie die einzelnen Stationen und Gebäudeteile. Das war durch die beleuchteten Elemente sehr schön präsentiert.

Wahrzeichen Zeche Zollverein

 

Aber dann durften die Kollegen, die ihre Jacken verschlossen hatten, diese wieder herauskramen, denn es ging über die erwähnte Rolltreppe in den Außenbereich der Zeche. Und natürlich regnete es und war windig und kalt. 😉
Ich habe mich gefreut, denn was passt nicht besser zu alten Baudenkmälern und Gebäuden mit morbiden Charme als ein grauer wolkenverhangener Himmel?

Und eigentlich hat es nur ein bisschen geregnet, so dass das auch die Alpha 6000 aushielt.

 

 

Sehr nah an einem architektonischen Meisterwerk

Die Dame erklärte uns Details über die Architektur und dass es Ziel der Gründer des Industriebauwerks war, nicht nur ein zweckmäßigen Industriestandort sondern auch ein schönes Industriedenkmal zu erschaffen.

Ich denke, das ist gelungen. Kaum zu glauben, aber da wurde selbst bei den Laternen vor diesem Gebäude darauf geachtet, dass sie nicht als störende Elemente die Symmetrie beeinträchtigen, um die Ästhetik zu wahren. Schaut mal genau hin, sie wurden tatsächlich in unterschiedlichen Höhen und äußerst bedacht davor aufgestellt. Wahnsinn, gell?

Ästhetik der Architektur

 

Arbeitsbedingungen der Kumpel

Lore-Schienen

Anschließend ging es in das Innere der Zeche und wir wurden über Treppen und Gittergänge hoch und runter geführt. Ich musste aufpassen, dass ich meine Gruppe nicht verliere, wenn ich fotografiert habe. Die Wege waren derart verwinkelt, dass in mir kurzzeitig ein bisschen in Panik aufkam, als ich zurückfiel. 😉

Dabei erklärte uns die Führerin sehr anschaulich unter welchen menschenverachtenden Bedingungen die Kumpel ihre Arbeit verrichten mussten. Wir durften uns Videos anschauen und Audiovorführungen anhören, die demonstrierten, unter welch ohrenbetäubenden Lärm die armen Kerle acht Stunden lang malochten.

 

 

Auf- und Abfahrtswege der Loren

 

Mit bloßen Händen haben die Kumpels am Leseband die Steine von der Kohle aussortiert, weil sie die Arbeitsmaterialien wie Handschuhe selber kaufen mussten, was sie sich natürlich nicht leisten konnten. Über ihnen wurde der Kohlestaub abgesaugt, den sie während der Maloche auch noch einatmen durften. Musste mal jemand austreten, durften die anderen für ihn mitarbeiten.

 

 

LorenhalleIn 1,20 m niedrigen Schächten mussten sie teilweise auf dem Rücken liegend mit einem 15 Kilo schweren Bohrhammer über Kopf die Kohle abbauen. Wenn sie Glück hatten, verliefen die Schächte eben. Wenn sie Pech hatten, verliefen diese steil nach oben.

Den Bohrhammer durften wir alle mal in die Hand nehmen. Unglaublich, dass jemand dieses Gerät acht Stunden lang halten geschweige damit arbeiten konnte.

Nach den sehr anschaulichen Beschreibungen über diese furchtbaren Arbeitsbedingungen, wagte ich schon gar nicht mehr zu jammern, als ich die 106 Stufen zur Aussichtsplattform hochmarschiert und erst einmal fix und alle war.

Die Zeche von oben

Symmetrisch angeordnet

 

Nur 7 Leute konnten mit dem Aufzug hochfahren und natürlich ließ man den (vermeintlich) Fußkranken den Vortritt. Die Aussicht, die sich mittlerweile bei Sonnenschein präsentierte war sehr beeindruckend. Ich gebe zu, dass ich nicht mehr sehr viel von den Erklärungen der Zeche-Führerin mitbekam, da ich mich doch etwas zu sehr auf die Motive vor mir konzentrierte. 🙄 

 

Essen ist grün

 

Was für ein Ausblick und wie toll muss es sein, wenn man hier oben bei einem Sonnenauf- oder untergang steht!

Für mich war das ein wahnsinnig interessanter Ausflug mit Eindrücken, die mich nachdenklich gemacht haben. Und ich frage mich, wie man da von einer „Bergbau-Romantik“ sprechen kann.

 


Fotografisch konnte ich – zumindest was mein Anspruch betrifft –  einige schöne Motive „abgreifen“ … trotz der Eile und des Nicht-Einsatzes eines Stativs. Aber ich muss sagen, die Kombi aus Sony Alpha 6000 und dem 18-105er von Sony waren perfekt.

Wie toll wäre es, wenn man sich ganz in Ruhe einen Tag lang in der Zeche Zollverein fotografisch „austoben“ dürfte … 🙂

Wer die Bilder etwas hochauflösender (Bildlänge 4000 px) anschauen möchte und wer sich für die Exif-Daten interessiert, kann gerne die Bilder auf meinem Flickr-Account in dem Album „Zeche Zollverein“ anschauen. Darin lade ich nach und nach die Fotos hoch.

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2 Antworten

  1. Peter sagt:

    Wie schwer es früher Bergleute hatten, haben wir uns mal in einem Bergwerk in Barsinghausen anschauen dürfen. Ätzend, nur ätzend.

    Hehehe, das mit fotografieren, und auf die Gruppe achten habe ich ja in Berlin geil geschafft.
    2 x war die Gruppe einfach abgehauen, einfach so. ;-P

    Feiner Bericht. (Y)

    Und auf Deinen Moonwalk freue ich mich immer noch dolle… ;-P
    (*Insider)