Das Drama mit der Palisade in 9 Episoden – Teil 1

HäuschenEs war einmal ein kleines Reihenhaus in einem sauerländer Städtchen. Das sollte ein wenig verschönert werden. D. h. eigentlich nur ein winziger Teil. Was auf den ersten Blick aussah, als könne dieses in wenigen Tagen erledigt sein, stellte sich letztendlich als monatelangen Schlamassel für die Bewohner des Häuschens dar.

Das wahre Märchen deutete sich bereits im Sommer letzten Jahres an und nahm im Mai diesen Jahres sein Ende. Was war passiert? Die Bewohnerin des Reihenhäuschens berichtet:

1. Episode: Verschönerungsbeginn, Ende offen

Unser direkter Reihenhaus-Nachbar plante grundlegende Veränderungen in seinem Garten und brauchte auch gar nicht lange, um uns von der Palisaden-Erneuerungs-Aktion zu überzeugen. Weil unsere Grundstücke aneinander grenzen und somit auch ein Teil der Palisade, bot es sich an, sämtliche Arbeiten gemeinsam in Auftrag zu geben.
Außerdem hätten wir in diesem Jahr sowieso unseren Sichtschutz erneuern müssen. Dieser löste sich allmählich in Wohlgefallen auf und musste zwischendurch immer wieder nachgebessert werden.

Herr Nachbar hatte da wohl einen günstigen Gartenbauer erwischt und diesem den Auftrag erteilt. Im Vorfeld quetschten wir uns noch allesamt vor dessen Notebook in Nachbars Wohnung, um gemeinsam Art, Umfang und Holzsorte der geplanten Palisade abzustimmen. Irgendwann vor unserem Sommerurlaub im letzten Jahr tauchten dann Cheffe mit Mitarbeitern auf und Nachbar tönte in deren Beisein vollmundig, „Wenn ihr aus dem Urlaub wieder da seid, steht die Wand.“
Urlaub

Juchuuu….was gibt’s Besseres? Man erholt sich 2 Wochen, kommt nach Hause und alles ist fertig. Theoretisch.
Praktisch sah es dann so aus, dass wir wiederkamen und nix passiert war. Okayyy…dachte ich, unser Nachbar hatte ja einige Baustellen mehr auf seinem Grundstück, z.B. Gartenhütte neu decken, Platten verlegen, Zäune um sein Eckhausgrundstück setzen lassen. Da hatte man unsere Palisaden-Erneuerung erst einmal hinten angestellt.

Enttäuscht war ich natürlich schon, weil für mich eigentlich immer noch gilt: versprochen ist versprochen. Aber Möchtegern-Cheffe versprach mir nach dieser herben Niederlage, er würde – sozusagen als Trostpflaster – Wände aus Bankirai statt aus Douglasie für den gleichen Preis besorgen. Wer sich mit Terrassenhölzern ein wenig auskennt weiß, dass da ein immenser Qualitäts- aber auch Preisunterschied besteht.

2. Episode: Sporadisches Werkeln vorzugsweise an Regentagen

Zwischendurch tauchte dann immer mal ein Mitarbeiter dieses vermeintlichen Gartenbau-Unternehmens auf, stand aber auf unserer Baustelle oft auf verlorenem Posten, weil Cheffe mal wieder nicht erreichbar war und er nicht wusste, was er als Nächstes zu erledigen hatte. Also wurde er erst einmal mit Kaffee und Plätzken versorgt (schließlich konnte er ja am wenigsten für die Fehl-Disposition) und man plauderte zwanglos; war auch ein echt Netter.

Wohl fast schon aus Verzweiflung mangels Order bot er dann an, unsere Begrenzungsbäumchen zu kürzen und stutzen. Gesagt, getan. Dann kam sein Vorschlag, dass er ja schon einmal die alten Wände abreißen und entsorgen könnte. Prima Idee! Dachte ich – und hoffte, dass nach Abriss dann auch der Aufbau schneller funktionieren würde.

Endlich wird gearbeitetAnschließend erschien sporadisch (also ca. 1-2 Mal die Woche) ein Pulk von 3-5 Mitarbeitern einschließlich Chef, vorzugsweise wenn es mal wieder schüttete wie aus Eimern (wahrscheinlich konnte deswegen auf einer lukrativeren Baustelle nicht weiter gearbeitet werden) und meist noch gegen Spätnachmittag, als es bereits immer früher dunkel wurde. Ich überlegte bereits, ob ich in eine Flutlichtanlage investieren sollte, damit ENDLICH unsere Wand aufgebaut würde, denn mittlerweile war es bereits Herbst.
Bekanntermaßen ist Feuchtigkeit ja nicht so förderlich für Fundamentierungsarbeiten und vor allem nicht für die Motivation der Mitarbeiter und so wurde jedes Mal eifrig über dieses beschi….. Wetter während der Arbeiten geflucht.

Da wurden Platten beim Nachbarn verlegt, Zäune ums Grundstück gezogen – Palisade? Fehlanzeige!
Reihenhausgrundstück mitten in einer Wohngegend heißt: freie Sicht nach allen Seiten – sowohl vom Grundstück aus als auch auf’s Grundstück. Und wenn man zusätzlich so viel Glück hat wie wir, das 2. Grundstück an einer Stichstraße zu besitzen, kann man jeden Fußgänger, Auto- und Fahrradfahrer auch noch persönlich per Handschlag begrüßen.
Okay, gemütliche Terrassenaufenthalte an den letzten herbstlichen Sonnentagen konnte ich mir langsam abschminken – geht man eben noch einmal zur Landesgartenschau in der Nachbarstadt, hat ja auch was für sich.

3. Epsiode: Gut gebrüllt Löwe, nützt aber trotzdem nix

Irgendwann wurde es dann ein Dauerzustand, dass man von der Arbeit nach Hause kam, hinaus schaute und … wieder nix passiert ist. Weder bei uns noch beim Nachbarn. Erst ein paar Tage lang, dann vergingen Wochen. Es herrschte Ratlosigkeit unter uns Nachbarn.

TelefonatIrgendwann platzte mir doch der Kragen und ich rief Cheffe-Gartenbau auf seinem Handy an. Da wollte der Knallkopp mir wirklich noch weismachen, es gebe Lieferschwierigkeiten bei den Wänden.

Schon klar, seit 2 Monaten nirgends Palisaden-Wände aufzutreiben. Aaach…und dann war zufällig am Tag der Abholung auf einmal kein Lieferfahrzeug verfügbar. *Tipp an die Stirn – aber ganz kräftig* Ich mimte noch ein wenig Verständnis „Kaaann ja mal passieren, aber Sie kennen doch unsere Situation, alles offen, freie Sicht und so. Die Terrasse ist nicht nutzbar!“ Und der Typ besaß tatsächlich noch die Frechheit mich anzulügen und versprach, dass er die Wände ganz bestimmt in der kommenden Woche abholen und sich dann bei mir melden werde.
Das Schlimme ist, ich habe es ihm sogar zu einem Prozentanteil von 10 % abgenommen. Da war wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken.

4. Episode: Schön wenn man nicht so allein ist

TomatenpflanzeIhr vermutet richtig, es passierte natürlich nichts. Was mich dann fast ein wenig beruhigte – auch beim Nachbarn natürlich nicht. Dabei ist er eigentlich noch schlimmer dran als wir. Er besitzt das Eckhausgrundstück direkt an der Straße, Erdhügel türmen sich auf seinem Grundstück, von Bepflanzung kann überhaupt keine Rede sein, außer vielleicht ein paar hartnäckiger Löwenzahn- und Brennnesselstrünke, die sich durch die Drecksberge gekämpft haben. Die Tomatenstauden, die seine Frau liebevoll hochgezüchtet hatte, sahen recht schlapp aus – von Tomaten weit und breit keine Spur. Und für die drei Nachbarjungs ist seitdem Fußballspielen auf dem nahegelegenen Parkplatz angesagt.
Zwischendurch kommt einem so der Gedanke „Selber schuld! Was sucht er auch so nen billigen Krauter aus. Da wurde mal wieder am falschen Ende gespart!“
Gemein, ich weiß. Aber ich hatte ja gerade mit mir und dem Selbstmitleid in der eigenen Situation zu kämpfen.

>> Fortsetzung >>

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2 Antworten

  1. Blücher sagt:

    Tach,

    na das ist ja eine Geschichte… tränenausdenaugenwisch…
    bin gespannt wie es weitergeht.
    Bis gleich…

  2. Sylvi sagt:

    Hej 😉 … Tempos rüberreich …