Wunderliche Einladung

SteinzeiteinladungUm es einmal vorauszuschicken, normalerweise braucht man mich nicht lange bitten, wenn Not am Mann ist und Hilfe benötigt wird. Aber auf welche Art und mit einer Selbstverständlichkeit Unterstützung von mir eingefordert wurde, ohne es für nötig zu halten, eine simple Bitte zu formulieren. Nein tut mir leid – da geht selbst mir jeglicher Wille zur Gefälligkeit ab.

Betreffender Kollege ist allerdings schon berühmt-berüchtigt dafür, dass er ziemlich klare Vorstellungen davon hat, für welche Aufgaben das weibliche Geschlecht zuständig ist.

Problem ist, dass er mit der Umsetzung dieser antiquierten – wenn nicht gar frauenfeindlichen Sichtweise – diesmal nun wirklich bei der falschen Ansprechpartnerin gelandet  ist.

Anrufe, wie ich sie „liebe“

Besagte Person (Mann, Mitte fünfzig) ruft mich also an. Seine einleitenden Sätze waren schon so doof, dass ich sie hier gar nicht wiedergeben möchte. Aber ich blieb noch relativ höflich, auch wenn es echt schon wehtat. Nach diesem blöden Vorgeplänkel lud er mich zu seinem Einstand in seiner neuen Abteilung ein.

Ich wunderte mich schon ein wenig, weil ich dieser Abteilung seit über einem Jahr nicht mehr angehöre und nie mit ihm direkt zusammengearbeitet hatte. Und wirklich angetan war ich von der Einladung auch nicht, weil dieser Kollege gelinde ausgedrückt nicht gerade zu meinen Lieblingskollegen zählt.

Er meinte: “Du gehörtest ja früher auch zu diesem Haufen, daher wollte ich Dich zu meinem Einstand einladen.”

Ich bedankte mich artig und fragte noch, wo und wann diese Aktion stattfinden würde.

Daraufhin er so “Morgen um 11.00 Uhr in der Kantine und dann könntest Du ja vorher noch Martina* beim Eindecken helfen.”

Ich war so perplex, dass mir in dem Moment nichts Besseres einfiel, als zu stottern “Ähm, ich weiß gar nicht, ob ich hier so wegkomme.”

Nach dem Telefonat kam spontan meine Kollegin aus dem Nebenbüro herüber und fragte bezeichnenderweise „Was war DAS denn für ein Anruf?!“ Noch eine Minute verstrich und als alles ein wenig gesackt war, dachte ich “So eine Unverschämtheit! Lädt mich ein, um im gleichen Atemzug Handlangerdienste einzufordern.” Dieses ganze Telefonat einschließlich des oben angedeuteten hirnlosen Vorgeplänkels war eigentlich eine absolute Frechheit.

Kollektive Einschätzung

Und so schilderte ich dieses Telefonat ziemlich originalgetreu meinen Kollegen, die es ebenfalls nicht fassen konnten, wie jemand so dummdreist sein kann. Eine andere Kollegin zählte Beispiele auf, in denen klar wurde, dass dieser “Herr” es wohl für absolut selbstverständlich hält, seinen Mitmenschen vorzuschreiben, was sie zu tun und lassen haben. Nur mal kurz angemerkt: es handelt sich nicht um einen Vorgesetzten oder Ähnliches, sondern um einen stinknormalen Mitarbeiter.

Okay, ich stand also mit meiner Meinung schon einmal nicht alleine da.

Klare Ansage

Und so entschied ich mich, diesem Menschen mitzuteilen, dass ich auf seine “Einladung” verzichte – mit der Begründung, dass ich schon ganz schön perplex war, wie er diese in einem Atemzug mit der Aufforderung zu Handlangerdiensten formuliert hatte. Da er telefonisch nicht erreichbar war, geschah dieses per E-Mail.

Worüber ich dann echt lachen konnte, war seine Antwort:

Er sei ja so enttäuscht von mir (“mimimi”) und man würde sich schon so viele Jahre kennen (“Ja leider, Gott sei Dank aber nur flüchtig”). So etwas hätte er ja noch nie erlebt. (“Dann wurde es aber mal Zeit!”) Und weiter: Er habe freundlich darum gebeten. („ha ha ha“)

Der Gute leidet auch noch an Demenz – oder kennt den Unterschied zwischen Bitte und Aufforderung nicht ganz.

In meiner Antwort erklärte ich kurz und knapp, dass es sich nicht um eine Bitte, sondern Festsetzung seinerseits gehandelt habe und naja … es mir eigentlich relativ wurscht ist, dass er von mir enttäuscht sei.

Und wisst ihr was? Das stimmt sogar. 😉 Denn außer einem 25jährigen Beschäftigungsverhältnis beim selben Arbeitgeber verbindet uns rein gar nichts.

Anmerkung: Im Nachhinein erfuhr ich, dass oben erwähnte Martina* auch nichts von ihrem „Glück“ wusste. Der nette Kollege hatte es wohl schlichtweg versäumt, sie zu fragen.

* Namen wurden geändert. Jegliche Ähnlichkeiten sind rein zufällig.

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10 Antworten

  1. Blücher sagt:

    Hallo Sylvi,

    also wer solche Kollegen hat, braucht keine Feinde mehr… Naja, die Trottel sterben halt nicht aus. Aber was solls… wenn der Knabe mitte fünfzig ist, dann ist er spätestens in zwölf Jahren in Rente… hoffentlich lädt er dich dann nicht auch noch zu seinem Ausstand ein :-).
    Dir ein tolles Wochende.

    Lieben Gruß
    Blücher

    • Sylvi sagt:

      Huhu Blücher,

      lach … ich hoffe, dass ich ihm DEN Zahn ziehen konnte und er künftig von jeglichen Einladungen bei mir absehen wird.

      Dir auch ein schönes Wochenende,
      Sylvi

  2. Miki sagt:

    Mir rutscht meine Meinung immer sofort raus. Hier wär ein Miki gewesen: „Hab ick ein „S“ uff’m Rücken?“ Der hat se doch nich alle! Wurde mal Zeit, dem Gockel die Meinung zu sagen. Viel Spass in der Kantine, du Eimer! (noch ein Miki) 😉

    • Sylvi sagt:

      Huhu Miki,

      ist ja auch (meist) gar nicht verkehrt, direkt seine ehrliche Meinung zu sagen. Jeder weiß dann sofort, woran er ist. Aber auch wenn ich nicht gerade auf den Mund gefallen bin, da ist selbst mir die Spucke weggeblieben.
      Im Nachhinein habe ich mich natürlich geärgert. Aber nun kann er sich die Mail sogar ausdrucken, einrahmen und an die Wand hängen. 😉

      Lieben Gruß
      Sylvi

  3. Erdbeere sagt:

    Sag mal geht`s noch? Wie ist der denn drauf? *Kopfschütel*

    Lieben mir-fehlen-die-Worte-Lol-Gruß
    Erdbeere

    • Sylvi sagt:

      Hej Erdbeere,

      wir sehen sowas doch immer recht positiv sportlich. Durch solche Exemplare gehen uns Bloggern wenigstens nicht die Themen aus, gell? :mrgreen:

      Lieben Samstagsgruß,
      Sylvi

  4. Erdbeere sagt:

    ja, was wären wir ohne unsere werten Mitmenschen!

    Lieben ein-nichts-Gruß
    Erdbeere 🙂

    • Sylvi sagt:

      Lach … genau, dann wäre es viel zu langweilig und harmonisch. 😉

      Lieben-ich-muss-mich-manchmal-ein-bisschen-aufregen-Gruß
      Sylvi

  5. Cujo sagt:

    Kann ich gut verstehen, dass du dich überrannt gefühlt hast.

    Aber mal was anderes. Ich veranstalte demnächst eine Party. Kannst auch gerne kommen. Aber bring bitte noch ein paar Salate und 2 oder 3 Getränkekisten mit 😀

    • Sylvi sagt:

      So ähnlich laufen bei uns die „Bottle-Partys“ ab. Jeder bringt etwas mit. Der eine Getränke, der andere einen Salat, der nächste die Frikadellen.

      Aber Cujo … ein paar Salate und 3 Getränkekisten … tststs! Da bringe ich doch glatt noch ein paar Leute mit und delegiere auf diese mindestens 2 Salate und 2 Getränkekisten. Ich hoffe, Dein Partyraum ist groß genug. :mrgreen: