Gedenktage in Leipzig anlässlich der Völkerschlacht 1813 – Teil 2

FortsetzungHistorische Vorführung in Markkleeberg am 20.10.2013

Da wir es am Freitag nicht mehr geschafft hatten, vor dem politischem Festakt das Völkerschlachtdenkmal zu besuchen, beschlossen wir nun, „Da müssen wir heute noch hin.“ Ein wenig befremdlich wirkte bei Eintreffen allerdings die Aktion, dass eine ganze Armada an Abschleppwagen damit beschäftigt war, Fahrzeuge von dem nahegelegenen öffentlichen Parkplatz zu beseitigen. Am selben Abend fand auf ihm noch ein Nachtflohmarkt statt.

Ich mein, kann man diese Veranstaltungen nicht ein bisschen besser koordinieren? Klar, waren Halteverbotsschilder mit Zeitangabe aufgestellt. Aber hätte man den Flohmarkt nicht 1 Woche später durchführen können?


Völkerschlachtdenkmal

 

Meine Herren! Das Denkmal wirkte schon ziemlich imposant, denn so riesig hatte ich es mir nicht vorgestellt. Rundherum waren eine Menge Stände und eine Musikbühne aufgebaut. Bei dem Superwetter war dort natürlich die Hölle los. Ich möchte allerdings nicht wissen, wie viele von diesen Besuchern hinterher ihre Fahrzeuge suchen mussten.

 

 

DAS Highlight – die historische Vorführung der Völkerschlacht

Darauf hatten wir monatelang gewartet. Und diesmal irrten wir auch nicht planlos in Markkleeberg herum, sondern liefen einfach nach Verlassen der Tram dem Menschenstrom hinterher. 😉 Auch hier wieder – keine Beschilderung und der Weg führte durch ein Wohngebiet.

Ich ziehe meinen Hut vor den Anwohnern nahe des Veranstaltungsgeländes. Die wurden nämlich kurzerhand „ausgesperrt“. Die Absperrzäune waren so aufgebaut, dass ein Wegkommen mit dem PKW vom Grundstück nicht möglich war. Dafür nahmen sie es aber mit Humor. Da wurde ein Kranwagen im Garten aufgestellt oder ein Beobachtungsposten im Dachfenster eingerichtet. Hat ja auch was, so ein kostenloser Logenplatz. 🙂

Geplänkel um das Drumherum

Ich schlug im Nachhinein drei Kreuze, weil wir uns frühzeitig auf den Weg gemacht hatten und zu den Ersten zählten, die um 10.00 Uhr hineingelassen wurden. Nach einem Käffchen (ja, das sagt man in Leipzig zu Kaffee ebenso wie bei uns im Sauerland 😀 ), sicherten wir uns den Platz auf unserer Sitztribüne. Diese war ja wie bereits erwähnt schon seit Langem ausverkauft.

Und dann warteten wir und warteten … ursprünglich sollte die Schlacht-Darstellung um 12.00 Uhr beginnen. Da der Besucherandrang aber wesentlich höher war als geplant – man munkelt da was von ~35.000 Besuchern – , fing das Ganze erst um 14.00 (!) Uhr an. Mein Magen hing nun doch langsam in den Kniekehlen, weil ich vorher die ellenlange Schlange vor dem Elsässer-Flammkuchen-Stand verschmäht und wieder kehrtgemacht hatte.

Meine beste Hälfte ahnte das (nicht, dass ich etwas gesagt hätte) und stellte sich eine geschlagene Stunde an, um mir einen Elsässer-Flammkuchen zu besorgen. Prompt verpasste er den Aufmarsch der französischen Truppen.

Tribünenposse

Darstellung VölkerschlachtDa wir uns den Platz am Rand der Sitzreihe gesichert hatten, waren wir ständig in Bewegung „Darf ich mal durch?“, „Sind die Plätze da hinten noch frei?“, „Tschuldigung, ich müsste noch mal …“ .

Also langweilig wurde es nicht. Zudem waren wir umgeben von netten Leuten. Natürlich war unsere „bewegliche“ Reihe dann auch der Lachfaktor – insbesondere für die gehässige Truppe in der Reihe hinter uns. 😉 Mittlerweile wurde herumgefrotzelt, sobald sich wieder einer erheben musste, weil unruhige Geister zur Toilette mussten oder Essbares besorgten.

 

Ein Bruchteil des Schlachtfeldes

 

Zur Veranstaltung selber … ich fand sie phänomenal. Schon alleine deswegen, weil die Darstellung der Schlacht von vor 200 Jahren auf einem riesigen Areal zwischen Markkleeberg, Dölitz und Wachau stattfand. Habe ich richtig gehört … 5.000 qkm? Wahnsinn!

 

 

 


Bewegte Bilder

(sorry, für die schlechte Qualität)


Fakten und Eindrücke

Der Sprecher erwähnte, dass Darsteller aus 26 Ländern teilnehmen und nachgelesen habe ich, dass es insgesamt 6.000 Teilnehmer waren.

Natürlich konnte ich nicht jedes Detail erkennen, aber wir hatten einen tollen Überblick – dank Tribünenplatz. Das soll aber im unteren Areal leider überhaupt nicht der Fall gewesen sein.

Ich will auch gar nicht auf dem „etwas“ hohen Preis von 1 Euro für einen Gang zur Dixitoilette herumreiten – der junge Mann, der den „Eintritt“ in einem Pappbecher einsammeln durfte, konnte am allerwenigsten dazu. Musste aber den Unmut der Klogänger über sich ergehen lassen (live miterlebt). Auch nicht auf dem nicht ganz so genießbaren Elsässer Flammkuchen, weil ich das sowas von zweitrangig halte.

Leider ist ein Reiter bei einem Sprintgalopp mit seinem Pferd sehr heftig gestürzt. Den Mann scheint es augenscheinlich nicht so schlimm getroffen zu haben, aber leider war zu sehen, dass sich das Pferd danach nur noch mühsam fortbewegen konnte. Sorry, dass ich davon kein Foto geschossen habe, ich konnte es einfach nicht.

Trotz dieses Vorfalls und ich bin nicht so ein Geschichtsfanatiker wie meine bessere Hälfte, war für mich diese Veranstaltung eines der tollsten und beeindruckendsten Ereignisse, das ich je erleben durfte.

Meine Favoriten

Achja, ich hatte übrigens zwei Lieblinge. 🙂 Diese beiden haben zwar nicht ganz so intensiv am Kampfgeschehen teilgenommen, waren aber ständig präsent. Zudem sahen sie klasse aus und ihre beiden Kaltblütler blieben supercool … selbst, als neben ihnen die lauten Kanonenböller losgingen, also ich habe sie richtig ins Herz geschlossen. Toll!

Hier sind sie:


Am Ende der Vorstellung erklärte der Sprecher noch einmal, dass einige Kritiker meinen, durch die historische Schlachtdarstellung würde der Krieg verherrlicht und Gewalt beschönigt. Daher fand ich es schön, dass es am Ende der Vorstellung keinen Gewinner (Schwarzenberg mit Herrn Blücher) oder Verlierer (Napoleon) gab, sondern man sich versöhnend die Hände gereicht hat.

Und unter diesem Motto lief  ja auch die Veranstaltung: „Kriegsfeuer 1813 – Friedensfeuer 2013“.

Wem das Bildmaterial aus beiden Beiträgen nicht ausreicht – ich habe die schönsten Aufnahmen herausgesucht und bei Flickr hochgeladen:

Danke Leipzig, Markkleeberg und Co. für dieses Jahrhundertereignis! Und vor allem:

Danke an alle Darsteller!

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7 Antworten

  1. Inch sagt:

    Hallo! Endlich lese ich mal den Bericht eines Tribünengastes. Ich hatte nämlich einen Stehplatz. Und ich stand zwar auch schon vor 10:00 Uhr an der Straßenbahn, da die aber so voll waren, kam ich erst mal nicht mit und war erst 10:30 in Markkleeberg. Als wir dann endlich, nach 90 min, auf dem Ort des Geschehens waren, sahen wir nix. Gar nix. Aber mit ein bisschen Ausdauer habe ich es dann doch irgendwie auf eine Bank geschafft. Ganz links. Da, wo sich die Franzosen und Sachsen sammelten. Mein Liebling war ein Franzose, der immer mal vorbei geritten kam, als die „Schlacht“ im Zentrum stattfand, und die Leute aufheiterte. Der Reiter ist übrigens vor meiner Nase vom Pferd gepurzelt. Dem Pferd selber ging es nach 5 min wieder gut, so dass der Reiter wieder aufsitzen konnte

    • Sylvi sagt:

      Hallo Inch,

      ich freue mich total über Deinen Kommentar und wie ich sehe, hast du auch über das Jubiläum gebloggt. Das werde ich dann mal ganz in Ruhe lesen. 🙂

      Nachdem wir an den Tagen zuvor schon desöfteren in Leizpig herumgeirrt sind, haben wir uns an diesem Tag sehr frühzeitig auf den Weg gemacht, so dass wir schon kurz nach 9.00 Uhr am ersten Eingang ankamen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir sogar noch einen Sitzplatz in der Tram (Linie 9) ergattert.
      Das sah auf der Rückfahrt natürlich ganz anders aus, da klebten wir förmlich mit der Nase an der Türscheibe. 😉

      Vielleicht hätte man den Besucherstrom entzerren können, wenn der Einlass nicht erst punktgenau um 10.00 Uhr gewesen wäre. Bis dahin standen wir uns auch erst einmal die Beine in den Bauch. Und der Marsch von der Tram-Station bis dorthin war ja auch nicht ohne – ich denke gerade mal an die älteren Herrschaften.

      Mein Sitzplatz befand sich bei Tribüne A oberes Drittel direkt vor dem Stoppelfeld. Die Stühle waren nicht durchnummeriert und man konnte seinen Platz selber wählen.

      Abwürfe und Stolperer habe ich mehrere mitbekommen und die waren meist harmlos. Aber bei dem im Beitrag erwähnten handelte es sich um einen Apfelschimmel, der durch den Stolperer auch noch einen anderen Schimmel rammte. An den Reaktionen der Zuschauern konnte man förmlich spüren, dass dieser Sturz sehr schlimm war. Und das Pferd wurde vom Feld geführt, da es kaum noch laufen konnte. Daher vermute ich, dass Du einen anderen Sturz mitbekommen hast.

      Als die Veranstaltung bereits begonnen hatte, kamen immer noch Besucher mit Tribünenkarten – aber alle Plätze waren belegt. Was lief schief? Wurde nicht genügend kontrolliert? Ich musste meine Karte das erste Mal herzeigen, bekam einen Stempel auf die Hand und die habe ich bei jedem Betreten dem Ordner hingehalten.
      Also entweder wurden zu viele Karten verkauft oder es saßen Leute ohne Sitzplatzkarte dort.

      Ganz unproblematisch verlief das also auch nicht. Zumal ich mich schon fast in einer handfesten Auseinandersetzung sah, als mein Freund für längere Zeit unterwegs war, um etwas zu essen zu besorgen. Ich weiß nicht, wie oft ich gesagt habe „Nein, der ist belegt.“ Zwischendurch hatte ich allerdings einer älteren Dame den Platz zur Verfügung gestellt, die einfach fix und fertig war und fragte, ob sie sich mal setzen dürfe. Hatte sich ja für die Stunde der Nahrungsbeschaffung sogar richtig für sie gelohnt. Und ich musste nicht mehr dauernd sagen, dass der Platz besetzt ist. 🙂

      Schöne Grüße
      Sylvi

  2. hansen sagt:

    Hallo Sylvi,

    vor kurzem war auch ein Bericht über die Darsteller im Fernsehen zu sehen, die einen Großteil ihrer Freizeit für die Darstellung solcher historischer Schlachten opfern.
    Kann die Kritiker solcher historischer Schlachtendarstellung nicht ganz verstehen, da diese, wie die Völkerschlacht bei Leipzig, oftmals ein entscheidender Wendepunkt der Geschichte waren.

    Liebe Grüße
    hansen

    • Sylvi sagt:

      Hallo hansen,

      lieben Dank für Deinen Kommentar. Also ich gehöre bestimmt nicht zu den Typen, die den Krieg verherrlichen und es ganz toll finden, wenn sich Menschen – wenn auch nur zum Schein – gegenseitig abknallen.

      Für mich waren die 4 Tage äußerst lehrreich, zumal ich ja jemanden an meiner Seite hatte, der mir alles Mögliche zu den Kriegsschauplätzen erzählen konnte. Und ich war so manches Mal echt betroffen. Immerhin sind innerhalb von 3 Tagen über 100.000 Menschen (Soldaten und Zivilisten) ums Leben gekommen.

      Natürlich wird es immer Kritiker geben und in alles etwas hineindeuteln. Das ist mir wurscht. Ich sehe es einfach als „gelebte Geschichte“ und finde es toll, dass ich diese nicht nur über trockene Geschichtsbücher vermittelt bekomme (ich habe das Fach in der Schule gehasst 😉 ), sondern durch Menschen, die ihr Hobby mit Hingabe ausüben.

      Da werden oftmals Uniformen in akribischer Handarbeit und originalgetreu hergestellt. Wenn ich ausschließlich Hauen und Stechen wollte, bräuchte ich mich doch einfach nur auf ein Gotchafeld stellen und mich mit Farbkugeln beschießen. DAS finde ICH allerdings wesentlich bedenklicher.

      Lieben Gruß
      Sylvi

  3. hansen sagt:

    Hallo Sylvi,

    dass ich diese nicht nur über trockene Geschichtsbücher vermittelt bekomme

    wenn ich mir Deine beiden Berichte über die Völkerschlacht so durchlese, sollte man Dir die Geschichtsschulbücher zum Überarbeiten geben. Dadurch würden diese nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam werden.

    Liebe Grüße
    hansen

    • Sylvi sagt:

      Hej hansen,

      okay … ich denke, schlimmer als mein damaliger Geschichtslehrer kann man die Geschichte wohl nicht nicht-vermitteln. 😉 Das war so ein grimmiger, einarmiger Kriegsveteran – höchst unsympathisch.

      Das hätte wohl jeder besser und spannender hinbekommen. :mrgreen:

      Lieben Gruß
      Sylvi

      • hansen sagt:

        Hei Sylvi,

        Das war so ein grimmiger, einarmiger Kriegsveteran – höchst unsympathisch

        dann ist alles klar, so einen hatte ich auch – in Deutsch und bei dem fehlte zum Arm auch noch ein Fuß. Da war Deutsch auch nicht mehr lustig.

        Liebe Grüße
        hansen