Ach, gibt es das noch?

StubenarrestLetztens saß ich auf meiner Terrasse unserer Reihenhaussiedlung und hörte, wie eine Mutter zu ihrer Tochter sagt „Nächste Woche hast Du Stubenarrest!“ Mein erster Gedanke war „Warum erst nächste Woche?“ 😉

Und dann erinnerte ich mich. Hin und wieder sprach meine Mutter auch einen Stubenarrest – meist stante pede – gegen mich aus. Mir fallen aber leider meine begangenen Sünden nicht ein.

Wofür bekam ich früher Stubenarrest?

Waren es versemmelte Klassenarbeiten? Aaah … es könnte vielleicht für zu spätes Nachhausekommen gewesen sein. Ich büßte also meine Strafe ab, was bei Regenwetter ja nicht so weh tat. Meist beschäftigte ich mich dann mit Malen. Blöde war nur, dass ich nicht zu meinen Freundinnen gehen durfte. Aber ich habe überlebt.

Erstaunt war ich trotzdem, dass solch eine Strafe heutzutage noch angewandt wird. Zumal ich mich frage, ob sie bei der Playstation- und Smartphone-Generation überhaupt noch Wirkung zeigt. Ich hatte angenommen, dass Taschengeldentzug, Computer- und Fernsehverbot wesentlich effizienter sind.

Heutzutage: Sanktionen durch Behörden

Hinzu kommt, dass man als Eltern mittlerweile befürchten muss, wegen seelischer Grausamkeit unter die Fittiche der Jugendämter genommen zu werden. Über einen merkwürdigen Fall der Einmischung durch ein Jugendamt wurde kürzlich noch berichtet. Da versuchen Eltern ihrer minderjährigen Tochter verständlicherweise das Rauchen zu verbieten. Gut, meine Eltern haben das bei mir auch versucht. Allerdings hätte ich im Traum nicht daran gedacht, wegen zerrütteter Familienverhältnisse zum Jugendamt zu rennen.
Ich habe dann eben heimlich geraucht, aber auch in dem Bewusstsein, etwas Verbotenes zu tun.

Nun hat das Mädchen aus der Nachbarschaft die Woche fast überstanden, in der es zu Hause hocken muss – bei schönstem Sonnenschein. Mich würde aber schon ein wenig interessieren, ob Mama die Strafe konsequent durchzieht oder zumindest den Freigang im Außenbereich des Reihenhauses zulässt.

Mein Tipp aus eigener Erfahrung

Aber ich gebe dem Mädchen einen kleinen Tipp: Geh zu Papa und setz das traurigste Gesicht auf, der lässt sich schon einmal erweichen. 😆 

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5 Antworten

  1. Die Eltern sollten sich bei der Erziehung schon einig sein. Wenn Mama was verbietet und Papa es dann erlaubt, kann da nichts Vernünftiges bei raus kommen. Ich geb dir aber Recht: Computer- oder Handyverbot wäre heute wahrscheinlich die wesentlich sinnvollere Strafe.
    Viele Grüße
    Ann-Bettina

    • Sylvi sagt:

      Hallo Ann-Bettina,

      ich gebe Dir natürlich absolut recht, so sollte es auf jeden Fall sein. Nichts ist verheerender als eine inkonsequente Erziehung.
      In der Regel waren sich meine Eltern auch einig.
      Aber vielleicht hast Du ja schon mal davon gehört. Töchter sind oft „Papakinder“ und Söhne „Mamakinder“.
      Kinder kriegen so etwas natürlich ganz schnell spitz und nutzen das aus. Daher konnte ich meinen Papa damals hin und wieder dazu bewegen, den Stubenarrest zumindest ein wenig zu verkürzen. 😉

      Lieben Gruß
      Sylvi

  2. Petra sagt:

    Nun bei meinen Großen (14-17 Jahre) komm ich mit Internet u Konsolenverbot am besten hin, meinen haben schon mal Hausarerrest verpasst bekommen, aber ehrlich gesagt einmal und nie wieder, denn damit bestrafst dich als Elternteil ja selbst, wenn die Kinder dann im Haus die ganze Zeit am zettern sind, da ist Unkraut jäten oder andere Gartenarbeiten viel effektiver:D
    Zu papa rennen bringt da nichts, der ist nämlich in der Hinsicht noch Konsequenter als ich.

  3. Blücher sagt:

    Hallo Sylvi,

    eine konsequente Kindererziehung ist wichtig. Leider wird das anscheinend in der heutigen Zeit nicht mehr so richtig praktiziert. Wenn ich mir die Jugendlichen anschaue, kriege ich bei vielen das kalte Grausen. Große Klappe, aufmüpfig bis zum geht nicht mehr und rotzfrech. Von Respekt älteren Menschen gegenüber ganz zu schweigen. Wenn ich dürfte wie ich wollte, hätte so mancher von den Jungs einen hinter die Löffel von mir bekommen. Aber wie du schon richtig erwähntest, gibts dann gleich Ärger von höherer Stelle.
    Ich war damals auch ein kein Kind von Traurigkeit und habe reichlich über die Stränge geschlagen. Allerdings war ich mir den Konsequenzen die mich erwarteten durchaus bewusst. Und die waren nicht selten drakonischer Art. Ich behaupte mal ganz einfach, ich habe eine „preußische Erziehung“ genossen, und sie hat mir nicht geschadet. Gut… soweit muß es heutzutage ja nicht mehr kommen, aber ein wenig mehr Strenge täte den Kindern und Jugendlichen sicherlich keinen Abbruch.

    Wünsche dir noch einen tollen Sonntag.

    Prof. Dr. Prügelpeitsch

    • Sylvi sagt:

      Guten Tag Herr Professor,

      ich hatte als Kind auch hin und wieder eine Begegnung mit dem Kochlöffel. Gut finde ich derartige Erziehungsmethoden auch nicht und ich bin noch einer Familie – zumindest bis ich im Teenageralter war – mit einer traditionellen Rollenverteilung der Eltern aufgewachsen (Papa arbeitet, Mutter ist Hausfrau).
      Heutzutage ist es doch oft so, dass beide Eltern zumindest nach einer gewissen Zeit voll berufstätig sind bzw. sein müssen. Und ich kann es durchaus nachvollziehen, dass dann die Nerven schon mal blank liegen. Eltern sind ja schließlich auch nur Menschen und wenn dann da mal die Hand ausrutscht …

      Grundsätzlich aber verachte ich das Schlagen von Kindern und es ist in meinen Augen ein Zeichen von Hilflosigkeit und mangelnder Kommunikationsfähigkeit.

      Schönen Gruß
      Sylvi